Bonden
Wenn man sich der Insel Bonden nähert, sieht man
zunächst nur eine einsame, kahle Klippe mit einem Leuchtturm.
Bald darauf wird der Schwarm der Alken sichtbar. Aber erst wenn
man nur noch einige hundert Meter von Bonden entfernt ist, begreift
man, wie viele Vögel tatsächlich um die Insel kreisen.
Es ist ein unglaubliches Erlebnis, die so plump fliegenden Tordalken
(Alca torda) aus der Nähe zu sehen.
Man fürchtet fast, dass die Vögel mit dem Boot kollidieren,
aber schließlich schwirren sie doch in einem Abstand von
ein paar Metern am Boot vorbei und setzen ihre Runden um die Insel
fort.
Bonden unterscheidet sich nicht nur durch den Vogelreichtum
von anderen Inseln. Die Insel liegt einsam und sehr weit draußen
im Meer und hat außerdem ein anderes Grundgestein als das
übrige Kvarken. Bonden ist vom Rapakivigranit Ångermanlands
ganz rot. Der größte Teil der Insel wird von einer
nackten Klippe mit Gesteinsfugen, flachen Felsen und Abhängen
ausgemacht. In der Mitte der Insel liegt ein tieferer Bereich
mit Gesteinsblöcken. Die Insel bietet den Alken viele Nistplätze.
Die Altvögel füttern ihre Jungen mit Fischen. Irgendwann
laufen die jungen Vögel zum Wasser, um die Insel schwimmend
zu verlassen. Erst draußen auf dem Meer lernen sie zu fliegen.
Die Vegetation auf Bonden ist sehr spärlich, aber
in den Gesteinsfugen wachsen in geringer Zahl Krähenbeere
(Empetrum nigra), Mauerpfeffer (Sedum
acre), Kleiner Sauerampfer (Rumex acetosella)
und Rotes Straußgras (Agrostis capillaris).
Auch Küsten-Arznei-Engelwurz (Angelica
archangelica ssp. litoralis), Ährige Johannisbeere
(Ribes spicatum) und Rohrglanzgras (Phalaris
arundinacea) kommen vereinzelt vor, und auf der Kante einer
Klippe steht der eine oder andere Vogelbeerbaum (Sorbus
aucuparia). Die meisten Besucher führt wohl ihr Interesse
für Vögel zur Insel. Der Tordalk (Alca
torda) und die Trottellumme (Uria aalge),
die in der Ostsee nördlich von Bonden nicht vorkommt, beherrschen
die Insel. Ungefähr 2 900 Tordalken- und 700 Trottellummenpaare
brüten hier. Auch einige Paare der Gryllteiste (Cepphus
grylle) brüten auf Bonden. Seit 1994 brütet der
Kormoran (Phalacrocorax carbo) ebenfalls
auf der Insel.
In früheren Zeiten war die Insel wichtig für
das Überleben der Küstenbewohner, die hier Vogeleier
holten. Im 18. Jahrhundert beschrieb Linné die Tordalken-Kolonie
in seinem Buch Lappländische Reise". Die Anzahl
der Tordalken schwankte in der Vergangenheit stark: Um 1900 gab
es cirka 5 000, in den 1940er Jahren nur noch rund 15 Paare. Bis
in die 1930er Jahre wurden die Eier der Vögel gesammelt -
Hauptgrund dafür, dass Bonden geschützt wurde. Im Jahr
1937 wurde die Insel zum Naturdenkmal erklärt und wurde damit
zum ersten geschützten Gebiet von Västerbotten. 1977
machte man aus Bonden ein Naturschutzgebiet. Das bringt mit sich,
dass vom 15. April bis 15. September an der Insel nicht gelandet
werden darf und dass der Bootsverkehr in einem Abstand von mindestens
200 Metern zum Ufer stattfinden muss. Auch bei einem Bootsausflug
zu den Robbenfelsen Tuvan und Sydvästbrotten wird um äußerste
Vorsicht und Rücksichtnahme gebeten.
Die einzigen Menschen, die die Insel betreten, sind ein
paar Ornithologen, die Bonden jedes Jahr Ende Juli einen kurzen
Besuch abstatten, um die Nachkommen der Tordalken und Trottellummen
zu beringen. Dabei müssen sie übrigens gut auf Zecken
aufpassen. Denn Bonden gilt als Gebiet mit der höchsten Zeckendichte
von Västerbotten, und die Vögel sind stark von Zecken
befallen.
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