Norrbyskär
Ende des 19. Jahrhunderts wurde auf ein paar einsamen
Inseln vor Norrbyn ein neuer Ort aufgebaut. Das Städtchen
Norrbyskär wurde ganz darauf ausgerichtet, den dort wohnenden
Arbeitern und Angestellten gerecht zu werden. Die Wohngebäude
reihten sich als Mehrfamilienhäuser an den langen Straßen
auf Långgrundet und Stuguskär. Die Dienstleistungen
am Ort waren von einzigartiger Qualität. Hier leben zu dürfen,
galt als Privileg.
Im März 1895 wurde auf Norrbyskär der erste
Stamm zurechtgesägt. In den 1920er Jahren - der Blütezeit
des Ortes - wohnten bereits 1 400 Menschen auf den Inseln, auf
denen das Leben pulsierte. Hier stand das damals modernste Sägewerk
Europas. Aber nach einigen erfolgreichen Jahren hatte die positive
Entwicklung ihren Höhepunkt überschritten. Die Unsicherheit
wuchs. Das Sägewerk war von Einsparungen und Rationalisierung
betroffen. Im Jahr 1952 wurde die Sägerei schließlich
stillgelegt. Vor wenigen Jahrzehnten noch ein Industrieort, ist
Norrbyskär heute eine idyllische Sommerinsel mit Tausenden
von Besuchern und eines der wichtigsten touristischen Ziele in
Västerbotten.
Das Sägewerk stand auf der nördlichen Landzunge
des Långgrundet, während der Verschiffungshafen und
die Holzhandlung an der langen Westseite des Långgrundet
lag. Auf Stuguskär stand das Haus des Fabrikdirektors mit
schönem Park und Kegelbahn. Auf Tannskär lagen das Hobelwerk
mit großem Holzhof und ein Platz, an dem man Holz verkohlte.
Im Norden der Insel Kalmarn brach man Steine für die Fundamente
der Häuser, in den Südteil der Insel schaffte man mit
einer Seilbahn die im Sägewerk anfallenden Holzspäne.
Auf Stengrundet und Blågrundet lebten die Saisonarbeiter,
die wegen ihrer befristeten Anstellung ohne ihre Familien in Norrbyskär
waren. Das Sägewerk war bis in die 1950er Jahre in Betrieb.
1977 kaufte die Gemeinde Umeå die Inseln.
Wegen der Landhebung sind die Inseln von Norrbyskär
inzwischen mehr oder weniger zusammengewachsen. Die große
Sägehalle steht heute nicht mehr, und auch andere Überreste
der Industrieepoche sind verschwunden. Am deutlichsten erinnern
die geraden Straßen mit den schönen Häusern auf
Stuguskär und Långgrundet an die Geschichte der Inseln.
Das Haus des Fabrikdirektors ist heute das Hotel und Restaurant
Norrbyskär. Norrbyskär ist nun eine Sommerinsel, deren
vielfältige Möglichkeiten Besucher von nah und fern
anlocken.
Abgesehen von seiner interessanten Kulturgeschichte kann
Norrbyskär mit mehreren schönen Naturräumen aufwarten.
Zwar ist nicht mehr viel ursprüngliche Vegetation vorhanden,
da während der Industrieepoche auf den Inseln fast keine
Flächen unberührt blieben. Aber es ist faszinierend
zu sehen, wie schnell die Natur sich zurückholt, was ihr
genommen wurde.
Auf Tannskär, wo einst das große Hobelwerk
stand, wächst heute ein üppiger Erlenwald, zwischen
dessen dicht stehenden Bäumen man Reste des Klinkerbodens
des Werkes finden kann. Spazieren Sie doch auf dem leicht zu begehenden
Pfad um Tannskär. Der Weg beginnt bei der Kirche am Ende
der Straße Långgrundsgatan. Und verpassen Sie das
hübsche Ebereschenwäldchen auf einer der Landzungen
im Süden nicht.
Am Nordende der Insel Kalmarn liegen die Klippen, an denen
man früher Steine brach. Die dem Wasser am nächsten
liegenden Klippen wurden nicht bearbeitet und sind heute schöne
Badefelsen. Auf Blågrundet, im östlichen Bereich der
Inselgruppe, ist heute der Christliche Verein junger Menschen
(KFUM) aktiv und bietet Lager, Fahrten im Kanu und auf der Jolle,
Abenteuerbahnen und Kletterwand. Ganz im Norden liegt bei der
so genannten Köhlerhütte ein kleiner Sandstrand. Südlich
der KFUM-Anlage liegt schönes Heideland; zur südlichsten
Landzunge, Per-Ivarsgrundet, führt ein Pfad.
Große Teile der Laubwälder auf Norrbyskär
sind schon wieder so alt, dass sie biologisch wertvoll werden.
Bei der Inventarisierung durch die Gemeinde Umeå wurden
auf Norrbyskär ganze 40 Hektar Küstenlaubwälder
von höchstem Naturwert erfasst. Auch der geologische Hintergrund
von Norrbyskär ist interessant. Die Inseln sind in Nord-Süd-Richtung
angeordnet und liegen damit genau in der Stoßrichtung des
Inlandeises, das diese länglichen Moränenrücken
- die so genannten Drumlins - schuf. Das gleiche Phänomen
finden wir auf den Inseln des Schärenhofes von Skeppsvik.
Auf Norrbyskär liegen außerdem mehrere Moränen
hinter einer Klippe ganz im Norden: Tannskär, Kalmarn und
Stuguskär.
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